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Das Glarnerland, ein Schatz zum Teilen

Oder: Warum ich das Projekt Digital Glarus gestartet habe

Veröffentlicht am 3. November 2015

Zu lang zum Lesen (TL;DR)?

Ich, Nico Schottelius, habe innert 2 Jahren das Glarnerland liebgewonnen und möchte nun zusammen mit euch hier einen Co-Working Space aufbauen - und die Renovationen, die nötig sind, mit einer Crowdfunding-Kampagne finanzieren.

Januar 2014

Ich befinde mich in einem kleinen Haus im Kanton Glarus, genau genommen in Luchsingen. Der Holzofen brennt, es ist warm, die Sonne scheint, ich schaue auf den Schnee draussen: Ein schöner Ausblick.

Februar 2014

Freunde sind zu Besuch. Zum Jassen. Was sonst macht man im Glarnerland?, fragen zwei Freunde. Arbeiten, sage ich, als Informatiker spielt es keine Rolle von wo aus man arbeitet. Sie schütteln den Kopf und verlieren die Runde.

März 2014

Geschäftspartner zu Besuch. Kommt am Bahnhof Luchsingen an, schwärmt von der tollen Zugfahrt. Wunderschöne Aussicht, ein Ort schöner als der andere, eine Landschaft die man auf Postkarten drucken muss, sagt er. Weiss ich, sage ich, und schmunzele.

April 2014

Erste Wanderung. Auf zum Oberblegisee. Freunde sind am Keuchen, es ist zu steil. Wir sind keine Bergziegen. Ich auch nicht, ich komme aus dem flachen Hannover. Aber Du bist sportlich. Na gut. Dann trage ich euch halt hoch, denke ich. Nach 3 Stunden, viel schimpfen erreichen wir den Oberblegisee. Ruhe. Beeindruckend, sagen sie. Während ich am Notebook sitze und schaue, was in der Firma gelaufen ist. Sie fragen: Du arbeitest hier? Ich: habe ich doch gesagt. Sie schütteln wieder den Kopf.

Juli 2014

Videokonferenz mit Kunden. Kunde ist hässig auf mich. Wie man sich erdreisten kann, bei einer Videokonferenz draussen vor einem Berg zu sitzen und so ein Panorama zu zeigen. Es gibt auch Leute, die im Büro arbeiten müssen. Er hat Recht (der Kunde hat immer Recht!) und ich beginne zu grübeln.

August 2014

Grosse Feier im Garten, Freunde und Nachbarn. Wir machen Photos zusamen. Ein schöner Abend. Freunde fragen, wie schnell eigentlich die Internetverbindun hier ist. Fast immer 4G, sage ich stolz, vielleicht sogar bald Glasfaser bei uns im Haus, witzele ich.

August 2014, nächster Tag

Diejenigen, die geblieben sind wollen mehr sehen. Wandern! Ich schlage vor die Bahn nach Braunwald zu nehmen, als ich an die letzte Wanderung denken muss. Herrliche Aussicht in Braunwald. Gemütlich im Restaurant sitzend frage ich die Wirtin, ob ich Ihr Internet benutzen könne. Freundlich lächelnd reicht sie mir einen Zettel mit dem Passwort für das WLAN und fragt, ob ich hier arbeiten würde. Ich schaue zu meinen Freunden, schaue zu ihr und sage: Ja, das Notebook ist mein mobiles Büro. Aha, sagt sie und richtet den Blick zu meinen Freunden: Wollen Sie hier ebenfalls arbeiten? Ich bin gerade dabei Nein zu sagen, da packt eine Freundin ein Notebook aus. Gerne, sagt sie, grinst zu mir rüber und beginnt die neuesten Designtrends zu recherchieren. Soso, sage ich und lächele, während ich meinen Süssmost trinke. Die Wirtin fragt, ob es für uns normal ist, das wir mit dem Notebook in den Bergen arbeiten. Nicht für alle von uns, möchte ich sagen, doch bevor ich dazu komme sagt meine Freundin: Klar! Und grinst zurück zu mir.

Februar 2015

Auf der Skipiste. Mit Geschäftspartnern. Das Notebook im Rucksack. Heikel, denke ich mir, hätte es an der Station lassen sollen. Bloss nicht das Snowboard verkanten. 3 Stunden später. Im Restaurant. Das Notebook heile. Kein Internet, die Wände vom Haus sind zu dick. Schade. Wir diskutieren, dass es ein guter Ort zum Arbeiten wäre: Skifahren am Morgen, arbeiten am Nachmittag. Statt klassischem Wochenende, das Wochenende auf die Woche verteilen. Gibt es einen Co-Working Space in Glarus, in dem wir nachher arbeiten können, fragen sie. Nicht das ich wüsste, sage ich und denke "aber es wäre schön, wenn es einen hätte". Ich nehme mir vor etwas Nachzuforschen.

Februar - April 2015

Viele Gespräche mit den Bewohnern von Glarus. Beim Wandern, beim Einkaufen, im Restaurant. Was halten Sie von der Idee, in Glarus Arbeitsplätze (wortwörtlich, zum Hinsetzen) mit Internet aufzaubauen? So dass Leute kommen können und an fast jedem Ort im Kanton ihr Notebook aufklappen und arbeiten können? Es braucht Internet, Strom und einen gemütlichen Platz. Die Idee findet grossen Anklang. Ich frage mich, ob wir die Koordination für ein solches Mammut-Projekt übernehmen sollen.

Mai 2015

Meine Neugier ist zu gross. Ich will wissen, ob der Kanton und die Gemeinden die Idee unterstützen möchten und vereinbare Treffen mit allen 3 Gemeindepräsidenten. Sehr beeindruckende Gespräche. Genauso wie die Erfahrung aus der Bevölkerung, sehr offen für die Idee. Finanzen hat man jedoch keine für ein solches Projekt, wird mir gesagt. Schade, denke ich. Ähnlich sieht es beim Kanton aus. Nagut, wer hat traditionell immer angefangen etwas voranzutreiben? Die Wirtschaft! Ein Marketing-Fond für das Kantonsmarketing wäre ein Ansatz, denke ich mir.

Juni 2015

Also in Glarus kommt das Projekt gut an, aber wie sieht es ausserhalb vom Glarnerland aus? Ich wiederhole mein Experiement von Anfang Jahr und befrage Freunde, Bekannte, Geschäftspartner. "Wo liegt Glarus?" Wirklich?, denke ich. "Verrückte Idee mit Potential." und "Wann kann ich anfangen zu arbeiten und fährt ein Zug nach Glarus?." Sind sehr motivierende Aussagen. Ich stelle fest: Das Glarnerland hat sehr viel Potential, aber die Bekanntheit ausserhalb vom Kanton ist noch nicht sehr gross.

Juli 2015

Wir diskutieren bei der ungleich GmbH, wie man am besten das Glarnerland ausserhalb vom Kanton bekanntmachen kann. Unsere Kunden sind hauptsächlich Firmen aus der IT. Die sollten ja im Prinzip am ehesten von jedem Ort aus arbeiten können. Die Entscheidung fällt, dass wir den ersten Glarner Co-Working Space aufbauen wollen, als Prototyp, damit Leute ausserhalb vom Kanton spontan nach Glarus kommen können zum Arbeiten. 1 Tag, 2 Tage, 1 Woche - alles ist möglich im Co-Working Space.

August 2015

Wir haben ein Haus gefunden für den Co-Working Space! In Schwanden. Das ist super, genau zwischen den beiden Skigebieten und gut erschlossen mit dem Zug. Es ist alt, aber hat Charme. Wow. Wir entscheiden uns, das Haus zu kaufen.

September 2015

Wir haben den Schlüssel zum Haus bekommen und stellen fest, dass doch noch mehr zu renovieren ist, als wir ursprünglich gedacht haben. Netzwerkverbindungen, Elektrik, Fenster. Wow. Wir brauchen auch noch eine Bank für den Garten. Können wir nicht die Renovationen gemeinsam finanzieren? So wie auch das Marketing vom Kanton? Die Idee mit dem Fond kommt wieder auf. Aber Moment mal, die moderne Form des Zusammenlegens für eine Sache nennt sich Crowdfunding. Das funktioniert via Internet. Ist im Prinzip dasselbe, wie wenn jeder einen 5er (oder mehr) in einen Sack wirft. Allerdings muss man sich vorher ein Ziel stecken und wenn man das Ziel nicht erreicht, dann bekommen alle ihr Geld wieder. Hochgerechnet benötigen wir etwa 20'000 CHF für die Renovation. Das klingt nach viel. Was wenn jeder 50 CHF geben würde? Dann müssten 400 Leute zusammenlegen. 400 Leute. Wow.

November 2015

Ich sitze im Zug. In der S25. Bin auf dem Weg nach Zürich, zur ETH. Ich schreibe meine Erinnerungen aus den letzten beinahe 2 Jahren nieder. Das Crowdfunding Projekt ist am Laufen, es sind bereits mehr als 2'000 CHF gespendet worden. Digital Glarus ist ein tolles Projekt. Es macht mir jeden Tag Spass, dafür zu arbeiten, zu schreiben, zu reden. Ich sehe einen langen Weg vor mir, den ich gerne gehen möchte. Um meinen Freunden und denjenigen, die ich nicht kenne, zu zeigen, was für ein toller Ort Glarus ist.

Meine Bitte an Dich

Hilf' mir das Projekt zum Erfolg zu führen. Rede über das Projekt. Spende einen Beitrag beim Crowdfunding. Lass uns Glarus zu einer Bekanntheit verhelfen, die seiner Schönheit würdig ist.