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Eine Portion Verrücktheit als Erfolgsrezept

Nico Schottelius im Gespräch mit der Tageszeitung "Südostschweiz"

Veröffentlicht am 10. April 2017

Jetzt will der Querdenker auch noch Geld verdienen

Nico Schottelius hat sich in die Glarner Industriebrachen verliebt. Mit einer verrückten Idee zur Daten-Lagerung will er Geld verdienen, um andere Projekte im Glarnerland zu finanzieren.

VON SEBASTIAN DÜRST

Die Fenster im Erdgeschoss des kleinen Hauses in der Au in Schwanden sind trotz nasskaltem Wetter geöffnet. Leise hört man ein Summen. Und dann ein Lachen. Es gehört Nico Schottelius, Gründer von Digital Glarus und CEO der Ungleich Gmbh.

«Verrückt» ist ein Wort, das Schottelius für jede seiner Ideen verwendet. Verrückt sei es gewesen, von Zürich ins Glarnerland zu kommen. Verrückt, hier einen Coworking- Space aufzubauen (also Arbeitsplätze samt Infrastruktur für Freiberufler, Start-ups oder Kreative zur Verfügung zu stellen). Verrückt, Glarner Kühen Peilsender anzuhängen. Und auch sein neuster Coup ist nicht in die Kategorie «vernünftig » einzuordnen: Der Deutsche will in alten Industriebrachen im Hinterland Server zur Datenspeicherung betreiben. Nicht klimatisiert und auf Ikea-Tischchen gelagert.

Normalerweise sind Serverräume Hightech- Anlagen. Sie sind auf Effizienz getrimmt und Klimaanlagen sorgen dafür, dass die Temperatur immer gleich bleibt.

Das Ziel: Billiger und bekannter als die Konkurrenz

Zurück zum alten Haus mit den geöffneten Fenstern: Hier testet Nico Schottelius nämlich gerade, was er dereinst im grossen Stil in einer Industriebrache machen will: Ungekühlte Server. Sie liegen auf besagten Ikea-Tischen, auf zwei schwarzen Bildschirmen sind Kommandos in grüner Schrift zu sehen. Sam, ein Helfer, sitzt mit einem kleineren Laptop daneben und überwacht den Versuch. «Die Versuche in diesem kleinen Rahmen sind vielversprechend », sagt Schottelius.

«Das Daten-Hosting ist ein Markt, der eigentlich schon gesättigt ist.»

Jetzt gehe es darum, die Idee in einem grösseren Rahmen umzusetzen. Technisch sieht Schottelius keine grossen Probleme. Aber er brauche drei Millionen Franken für das Marketing. «Hosting ist ein Markt, der eigentlich schon gesättigt ist. Wir müssen billig sein und bekannt werden», sagt er. Hosting ist die Unterbringung von fremden Websites auf einem Server.

Billiger als die Konkurrenz, das will Schottelius mit der rudimentären Ausstattung erreichen. Denn wenn sein Plan Wirklichkeit wird, soll die «Testanlage» in Schwanden einfach multipliziert werden. Das heisst: Auch in einer Industriebrache sollen Ikea-Tische zum Einsatz kommen. Und auch in einer grossen Halle will Schottelius keine Kühlung installieren. Das will er mit einem ganz einfachen Trick erreichen: «Sonst sind es 40 Server auf einem Quadratmeter, bei mir kommt gerade mal ein Server auf etwa vier Quadratmeter.» So halte sich die Hitze in Grenzen und könne besser kontrolliert werden.

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Voller Ideen: Nico Schottelius hat im Kanton Glarus viele verschiedene Projekte am Laufen.

 

«Statt 40 Server auf einem Quadratmeter, kommt bei mir einer auf vier.»

Bleibt noch das Bekanntwerden. Auch hier hat Schottelius klare Vorstellungen, aber noch keine pfannenfertigen Lösungen. «Es läuft nur über ein intensives Marketing für das Produkt», sagt er. Und das koste viel mehr Geld als die Hardware. «Bevor wir also weitergehen, müssen wir einen Investor von der Sache begeistern.» Er hofft darauf, diesen im Glarnerland zu finden. «Wir haben hier jetzt schon einige Projekte, die nicht auf Gewinn ausgerichtet sind. Jetzt geht es darum, den Glarnern zu zeigen, dass man mit unseren Ideen auch Geld verdienen kann», sagt Schottelius.

Lieber heute als morgen ins Legler-Areal ziehen

Dass man mit seiner Idee Geld verdienen kann, ist für Schottelius keine Frage. Schliesslich verdiene er mit seiner Firma Ungleich heute schon an der Weitervermietung von Speicherplatz eines angemieteten Servers. «Das kling verrückt, und ist es auch. Keine Ahnung, warum das funktioniert », sagt er. Dazu komme, dass seine Firma sich auf den Aufbau von Servern mit dem Linux-Betriebssystem spezialisiert habe. Man könne den Aufbau also mit eigenen Mitteln bewerkstelligen.

Am liebsten würde Schottelius mit seiner Idee lieber heute als morgen zum Beispiel ins Legler-Areal in Diesbach ziehen. «Es ist alles bereit. Sobald ich das Geld habe, legen wir los», sagt er.

Er hat nämlich sogar schon Pläne, was man mit dem verdienten Geld alles anstellen könnte. Zum Beispiel einen Accelerator. Also einen Ort, wo junge Leute ihre Projekte im IT-Bereich verfolgen können.

«Verrückt, ich weiss», sagt er schon wieder. Aber er sehe noch viele solcher Möglichkeiten im Kanton Glarus. «Und warum soll man nicht einmal auch an eine verrückte Idee glauben? Das hat schon mehr als einmal funktioniert.»