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Digital Glarus in Press (in German)

Was brauchen Sie, um ihrer Arbeit nachgehen zu können? Nicht ...

Posted on Sept. 2, 2015

Wenn (Büro)-raum und (Arbeits)-zeit keine Rolle mehr spielen

Was brauchen Sie, um ihrer Arbeit nachgehen zu können? Nicht mehr, als einen Arbeitsplatz und Ruhe, ist IT-Spezialist Nico Schottelius überzeugt. Seine Firma ist von Zürich nach Luchsingen umgezogen, seinem Beispiel sollen weitere Unternehmen folgen.

 

Von Tina Wintle

Bis vor Kurzem sei das Glarnerland für ihn ein schwarzer Fleck auf der Landkarte gewesen. Und nicht nur für ihn: «Dass man in Ziegelbrücke auch rechts abbiegen kann, ist vielen Zürchern immer noch nicht bekannt», lacht Nico Schottelius, der gebürtige Deutsche aus Zürich, der seit 2014 im Glarnerland wohnt und seit vergangenen März auch dort arbeitet.

 

Für seine wachsende IT-Firma ungleich.ch war Schottelius auf der Suche nach neuen Büroräumlichkeiten. In Zürich und Umgebung wurde er nicht fündig, die Mietpreise sind zu hoch, ausserdem sei Zürich laut, teuer und überfüllt. Seine Firma beschäftigt zurzeit sechs Mitarbeiter, davon arbeiten vier in der Schweiz, einer in El Salvador und einer in Tschechien. «Für unsere Arbeit in der IT-Branche spielt es keine Rolle, wo wir uns befinden.» Da er zur Ausübung seines Berufes nichts weiter als einen Arbeitsplatz und Ruhe brauche, sei er auf das Glarnerland gekommen, wegen der leistbaren Immobilienpreise und eben, der Ruhe. Anstatt zu mieten, hat er sich kurzerhand ein Haus in Luchsingen gekauft, wo er nun gleichermassen lebt und arbeitet. «Ich nenne das Glarnerland ‘Märchental’ es ist so schön, hier zu leben. Warum also soll es nicht auch schön sein, hier zu arbeiten?» ist er überzeugt. Das Glarnerland habe einen unglaublichen natürlichen Charme zu bieten, Charme, der in Zürich teuer gekauft werden muss. 

 

Schottelius hat die Adressänderung seines neuen «Headquarters» den Kunden erst gar nicht mitgeteilt. «Wir arbeiten komplett virtuell, ich dachte, das interessiert ja keinen, wo sich unser Firmensitz befindet». In der IT- Branche gebe es heutzutage keinen Grund mehr, vor Ort zu arbeiten.

 

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Hat Spass am Leben und an seiner Arbeit: Nico Schottelius ist mit seiner Firma und seinen Ideen auf Erfolgskurs. 

Bild Tina Wintle

 

 

Co-Working Spaces im Glarnerland geplant

 

Schottelius ist überzeugt, dass weitere Firmen von der Ruhe des Glarnerlandes, der günstigen Büroräumlichkeiten sowie der Nähe zu Zürich profitieren würden, wüssten sie, dass «das Glarnerland auch als Wohn- und Arbeitsplatz existiert». Er hatte deshalb die Idee, weitere Firmen nach Glarus, im Speziellen nach Glarus Süd zu holen. Das Konzept der sogenannten Working-Spaces, also Firmen, die in gemeinsam genutzten Räumen tätig sind, sorgt derzeit in den grossen Schweizer Städten für Furore. Bei den Co-Working-Spaces arbeiten verschiedene Firmen unter einem Dach, in dem sie einzelne Arbeitsplätze oder Büros mieten. Dadurch werden Kosten gespart, Synergien genutzt, sowie soziale Kontakte gepflegt. «Solche geteilte Arbeitsplätze sind unglaublich inspirativ», ist Schottelius überzeugt. Waren es erst Einzel- dann Grossraumbüros, welche die Firmen ihren Mitarbeiter anboten, und folglich dann wieder das Homeoffice, so seien es heute die co-working-spaces, die die zukünftige Arbeitsweise darstellten. «Das ist nicht nur Zukunftsmusik, sondern ein Trend, der der Zukunft voraus ist», ist Schottelius überzeugt.

 

Haus in Schwanden gekauft 

 

In Schwanden soll nun der erste Co-Working-Space im Glarnerland entstehen. Das Haus sei ein charmanter Altbau und soll erst einmal vier bis sechs Arbeitsplätze bieten. Zusätzlich sind jeweils vermietbare Studentenzimmer in den Häusern geplant. Pro Tag soll ein Co-Working-Space 15 Franken kosten, pro Monat ist ein maximaler Mietbetrag von 300 Franken vorgesehen. 

 

«Das Haus in Schwanden ist ein Prototyp zum Anfassen, auch, damit die Bevölkerung sieht, wie das System der Co-Working-Spaces funktionieren soll.» Bereits habe er Anfragen von interessierten Firmen erhalten, die Idee komme gut an, mit ersten Mietern sei man im Gespräch. Er sei von seinem eigenen Zug überrollt worden, erklärt Schottelius, in einem Testausschreiben sollen sich auch bereits Zürcher Studenten gemeldet haben, die an den geplanten Zimmern in Schwanden Interesse zeigten. «Die Preise sind einfach unschlagbar und die Distanzen zu den grossen Ballungszenten gering». Schottelius stellt sich vor, dass die zu mietenden Arbeitsplätze ab 2016 zur Verfügung stehen. Die Studentenzimmer dürften ab Oktober zum Einzug bereit sein. 

 

«Menschen gehen dorthin, wo andere Menschen sind», ist er überzeugt. Kämen die ersten Firmen, würden weitere folgen. Es schweben ihm weitere Ideen vor, wie Restaurantpässe sowie Freizeitangebote, welche die Co-Workers und Studenten vergünstigt nutzen können oder mietbare Velos, um noch schneller von den Bahnhöfen zu den Arbeitsplätzen zu gelangen. Funktioniert das Konzept in Schwanden, will er weitere Co-Working-Spaces aufbauen, in Glarus Süd, aber auch im ganzen Glarnerland.

- Glarnerwoche 2015/09/02